|
MEILENSTEINE DER COUNTRYMUSIC |
|
Nanci Griffith, Bette Midler,
Kathy Mattea et al - "From a
Distance"
Der Text des Songs stammt von
der Sängerin und Songschreiberin
Julie Gold, die in New York
Gelegenheitsjobs verrichtete, um
über die Runden zu kommen, als
sie von ihren Eltern in
Philadelphia ein ganz besonderes
Geschenk zum 30. Geburtstag
erhielt: das Klavier, auf dem
sie als Kind gespielt hatte. Die
Männer, die ihr das Klavier
lieferten, sagten ihr, dass es
auf dem Weg zu ihr im Lastwagen
ziemlich kalt geworden war und
dass sie das Instrument einen
Tag lang nicht spielen sollte,
damit es sich an die Temperatur
in ihrer Wohnung gewöhnen
konnte. Gold wollte jedoch
unbedingt damit spielen, aber um
keinen Schaden anzurichten,
widerstand sie dem Drang.
Stattdessen „umarmte sie es und
polierte es“. Am nächsten Tag
setzte sie sich an das Klavier
und schrieb den Song in etwa 2
Stunden. In einem Interview
sagte sie: „Ich habe mir nur
vorgenommen, einen anständigen
Song über den Unterschied
zwischen dem, wie die Dinge
scheinen, und dem, wie sie sind,
zu schreiben.“
Julie Gold schrieb dieses Lied
im Winter 1985. Nanci Griffith
nahm es 1987 auf. Dies war Golds
erstes aufgenommenes Lied. Sie
erzählte: „Meine Freundin
Christine Lavin hörte es und
schickte mein Demo des Songs an
Nanci Griffith, die sich in den
Song verliebte und beschloss,
ihn aufzunehmen. Nachdem sie den
Song dann veröffentlicht hatte,
wurde es schnell zu einer Hymne
in Irland und zu einem Favoriten
für ihre Fans weltweit. Im Jahr
1990 nahm Bette Midler den Song
auf, und er wurde zu einem
Megahit. Viele 'From A
Distance'-Cover kamen nach
diesen beiden Versionen hinzu.
Zu ihrem Songwriting-Prozess
erzählt Julie Gold:
„Glücklicherweise passen Worte
und Musik für mich normalerweise
zusammen. Ich hatte schon ein
paar Wochen lang mit dem Text
und dem Konzept herumgespielt,
aber als ich mich schließlich
ans Klavier setzte, passierte
alles irgendwie auf einmal. Ich
kann nur zu Hause schreiben. Ich
kann nur an einem Klavier
schreiben. Ich kann nur allein
schreiben, obwohl ich versuche,
meine Gewohnheiten zu ändern.
Für diesen Song habe ich
teilweise ein ganzes Leben
gebraucht, teilweise aber auch
nur 2 Stunden. Ich liebe alle
meine Lieder, und obwohl ich
keine Kinder habe, könnte ich
mir vorstellen, dass der
Schreibprozess ähnlich wie eine
Geburt abläuft. Lang,
schmerzhaft, lohnend. Ich
schätze, wenn man mehrere Kinder
hat, kann man schon wissen oder
vorhersagen, wer das „schlaue“
ist, wer das „sensible“, wer
etwas in der Welt bewirken wird,
usw. Ich liebe meine Lieder,
weil ich mich an ihre Geburten
erinnere. Ich hoffe, dass sie
alle ein sinnvolles Leben haben.
Mir ist klar, dass einige
vielleicht weiter gehen als
andere, tiefer ins Herz und
Gedächtnis der Menschen. Mit
'From A Distance' ist es so, als
hätte ich einen Nobelpreisträger
oder so geboren. Ich habe einen
Wal angelockt. Ich kann es immer
noch nicht fassen und habe das
Gefühl, dass ich einfach als
Überbringer auserkoren wurde.
Ich hoffe und bete, dass ich
eine würdige Botschafter gewesen
bin.“
Link zu Kathy Matteas Version
von "From a Distance":
From A Distance
|
Seifenschaum und die große Liebe
- Suds in the Bucket von Sara
Evans
In diesem flotten Song erregt
ein Mädchen im Teenageralter
Aufsehen in ihrer Heimatstadt,
als sie plötzlich mit ihrem
Freund durchbrennt. Es geschieht
so plötzlich, dass - als ihr
Verschwinden von ihrem Dad
bemerkt wird - selbst die
Seifenschaumblasen in dem Eimer
noch leise vor sich knistern, in
dem sie ihre Wäsche wusch... die
besagten "Suds in a Bucket".
Geschrieben wurde der Song von
Billy Montana und Tammy Wagoner,
in Songwriter-Kreisen besser
bekannt als „Jenai“.
Billy Montana schrieb u.a. auch
„More Than a Memory“ für Garth
Brooks.
"Suds in Bucket" war
ursprünglich als Antwort auf ein
Pitch Sheet für einen
Up-Tempo-Song für Lee Ann Womack
gedacht. Also gingen Billy
Montana und Jenai ins Studio, um
einen schwungvollen, süßen,
schnuckligen Song über junge,
wilde Liebe zu schreiben, der
jedem ein Lächeln ins Gesicht
zaubern sollte. In einem
Interview erzählt Billy Montana
dazu: „Es gibt bestimmte
Momente, in denen man mit einem
Song fertig ist und sagt:
'Mission erfüllt'. Manchmal
führt dich ein Song irgendwie.
Er nimmt dich bei der Hand und
bringt dich auf wundervoll
gewundenen Pfaden an einen
sonnigen Ort. Jenai und ich
wollten also etwas Fröhliches
schreiben, etwas Unbeschwertes,
Lebenslustiges.
Bei Suds hatten wir schon einen
großen Teil der Musik in unseren
Köpfen, bevor der Text überhaupt
fertig war... die Melodien und
Harmonien kamen einfach zu uns,
und als Textersatz haben wir
zunächst einfach so 'da-da-da-da-da-da'
gesungen. Als Grundkonzept
hatten wir jedoch die Idee,
etwas über ein junges Mädchen zu
erzählen, das von zu Hause
ausbüxt.
Und ich sagte auf einmal zu
Jenai: „Hey Tammy... wie wäre
es, wenn sie den
seifenschaumgefüllten Eimer
einfach stehen, und die Wäsche
auf der Leine hängen lässt und
abhaut?" Und Jenai stand der
Mund offen, und sie sagte: 'Yeah,
das gefällt mir! Weil es einfach
eine originelle Art zu sein
schien, zu sagen, dass sie
ziemlich in Eile war."
Das, was viele Countryfans an
diesem Song am meisten lieben,
ist die blumige, bildhafte
Sprache, darunter auch jene
kleine, wunderschöne Zeile
"Little pony-tail girl growed up
to be a woman", die im Prinzip
die gesamte Geschichte
zusammenfasst... voller Wärme,
Sympathie und fröhlichem
Augenzwinkern gesungen von der
wunderbaren Sara Evans, die
diesen Song im Oktober 2004 an
die Spitze der Country Bilboard
Charts führte.
Sara Evans -
Suds in the Bucket (Sara's Cut -
Official Video)
|
Abschied von Kris Kristoffernson
1936 -
2024
"Freedom's just another word for
nothing left to lose" -
"Sag die Wahrheit. Singe mit
tiefster Leidenschaft. Arbeite
stets mit einem Lachen auf den
Lippen. Liebe mit ganzem Herzen.
Denn das ist alles, was am Ende
zählt."
Und genau das hat er getan, bis
zuletzt... Kris Kristofferson,
Ikone des amerikanischen
Country-Folk. Seine Songs leben
von melodischem Schwung und
prägnanten Texten. Oft wurden
sie von Stars interpretiert,
bevor sie Kris Kristofferson
selber herausbrachte. Am Samstag
ist er im Alter von 88 Jahren in
seinem Haus auf Maui im
Bundesstaat Hawaii von uns
gegangen.
Er gilt als bedeutender
Singer-Songwriter. Im Falle von
Kris Kristofferson würde man die
Bezeichnung besser umdrehen. Der
«Songwriter-Singer» hat mit
seinen Liedern das Repertoire
einer ganzen Generation von
Künstlerinnen und Künstlern aus
der Country-, Folk- oder
Rock-Szene bereichert. Das
führte allerdings dazu, dass er
selbst als Sänger in den
Schatten seiner Songs geriet,
die andere auffälliger
interpretierten; nicht unbedingt
besser, aber mit mehr Pathos und
Dramatik.
Beispielhaft zeigt sich das an
seinen Klassikern. «Me and Bobby
McGee» hat Kristofferson Ende
der sechziger Jahre geschrieben,
zur Hymne der Hippie-Generation
aber wurde der Song dann durch
die ekstatische Interpretation
von Janis Joplin, deren Aufnahme
vom Herbst 1970 datiert.
Kristoffersons persönliche
Version, die im gleichen Jahr
erschien, ist eher von
lakonischer Zurückhaltung und
Melancholie getönt.
Oder "Sunday Morning Coming
Down", dem Kris Kristofferson
insofern seinen Durchbruch in
der Country-Szene verdankte, als
er damit seinem Entdecker und
Förderer Johnny Cash zu einem
Hit verhelfen konnte. Womit
mochte der aufstrebende
Songwriter den Country-Star
beeindruckt haben? Schlichte
Melodik und organische Form
bilden in den
Kristofferson-Liedern ein
sicheres Fundament für jede
Interpretation. Die Musik drängt
nicht in den Vordergrund, sie
bewährt sich als Begleiterin von
Texten mit literarischem, oft
lebensweisem poetischen Flair.
In «Sunday Mornin’ Comin’ Down»
durchlebt der Sänger einen
Augenblick der melancholischen
Selbstreflexion: Er schlendert
durch eine verlassene Strasse,
wo ihn der Geruch eines
Hühnerbratens an die Kindheit
erinnert und er beginnt, über
den Gehalt seines eigenen
Lebens nachzudenken. Ein
simpler Duft, daraus erblühend
eine ganze Spirale an Gedanken,
Erinnerungen, Sehnsüchten...
gefiltert durch das
melancholische Nachsinnen über
die schwierige momentane
Lebenssituation... ein Klassiker
war geboren...
Kris Kristofferson - Sunday
Morning Coming Down [lyrics]
Als Songschreiber legendärer
Kompositionen wie „Help Me Make
It Through the Night“, "Why Me
Lord" und „Me and Bobby McGee“
verwandelte Kris Kristofferson
die Lyrik in Literatur und erhob
sie auf eine Art und Weise, wie
es nur wenige zuvor getan
hatten, zu einer legitimen
amerikanischen Kunstform. Er war
teils romantischer Dichter,
teils Folk-Troubadour, teils
Geschichtenerzähler in der
Country-Musik.
Eric Church, der seine
Ein-Mann-Show nach
Kristoffersons Song „To Beat the
Devil“ betitelte, lobte den
Songwriter in einem
Social-Media-Post als „das
ultimative gut gelebte Leben“.
„Danke, dass du ein Leuchtfeuer
des Lichts in einer sich
verdunkelnden Welt warst. Du
warst mein Held und mein
Vorbild. Und selbst dann hast du
es geschafft, meine Erwartungen
zu übertreffen, als du mein
Freund wurdest.“
„Kris hat mir geholfen, an mich
selbst als Songwriter zu
glauben, als ich ein Junge war“,
teilte Lukas Nelson auf Social
Media, zusammen mit einem Foto
von Kristofferson, der ihn im
Arm hält, als sie sich ‚zum
ersten Mal trafen‘, als er ein
Baby war. „Abgesehen von meinem
Vater war er meine größte
Inspiration. Er verkörperte
Bescheidenheit und
Freundlichkeit und übertrug
seine Anmut mit einzigartiger
Eloquenz in seine Worte und
Musik."
In Janis Joplins
bluesig-folkiger Version wurde
Kris Kristoffersons „Bobby
McGee“ zur Freiheitshymne einer
Generation, die bereitwillig mit
der Erfahrung des Verlusts
kokettiert. Um das Gefühl
aushalten zu können, nichts zu
verlieren zu haben, bedarf es
aber der richtigen Umgebung, die
das Versprechen fast
vollkommener Freiheit in sich
trägt. "Die Straße", der Highway
war das Mantra dieser Art von
Songschreiberei. Ungebunden
sein, weitertreiben, an einer
Straßenecke stehen und
freundlichen Menschen per
Anhalter mitgenommen zu werden,
vorübergehend Station machen –
auf den Wogen des Ruhms
gestandener Größen formierten
sich Kris Kristofferson, Johnny
Cash, Waylon Jennings und Willie
Nelson zu den Highwaymen und
tourten zwischen 1985 und 1995
als Veteranen und ein bisschen
auch als Überlebende ihre
Musikleidenschaft durch die
Lande,... eine waschechte
Outlaw-Bande der Country Music.
Sein herbes, magnetisches
Charisma prädestinierte ihn für
die Leinwand (man denke nur an
Klassiker wie Convoy oder
Heavens Gate), sein Country war
Folk im besten Sinne: Kris
Kristofferson war Outlaw und
Autor zugleich. Und ein Mann,
der bis zuletzt Haltung
bewahrte.
Er sagte einmal, er wolle die
ersten drei Zeilen von Leonard
Cohens Bird on the Wire auf
seinem Grabstein stehen haben:
Wie ein Vogel auf dem Drahtseil
Wie ein Betrunkener in einem
Mitternachtschor
Ich habe auf meine Weise
versucht, frei zu sein.
Danke für deine wundervollen,
unsterblichen Songs, deine
knorrig-charmante Freundlichkeit
und deine tiefe Menschlichkeit,
Kris... Deine Worte, dein
Lachen, deine Liebe, deine
Melodien werden vielen Menschen
durch die vielleicht dunkelsten
Stunden ihres Lebens helfen.
Ruhe in Frieden.... and please..
Help Me Make It Through the
Night.
Help Me Make It Through the
Night
|
"Man of Constant Sorrow"
ein unsterblicher Song
Man sollte meinen, dass der „Man
Of Constant Sorrow“ nach hundert
Jahren irgendwann alt wird. Aber
der amerikanische Folk-Standard,
der von jedem gecovert wurde,
vom jungen Bob Dylan, über Joan
Baez, Peter, Paul & Mary, Rod
Stewart, bis zur norwegischen
Girlgroup Katzenjammer, und der
mit seiner geschickten
Platzierung im Film O Brother,
Where Art Thou? zur Entstehung
der modernen Americana-Bewegung
beigetragen hat, ist mindestens
seit 1913 im kollektiven
Gedächtnis der Musikliebhaber.
Durch viele verschiedene
Melodien, Neufassungen und
Umgestaltungen („Girl“, „Soul“
usw.) hat sich „Man Of Constant
Sorrow“ geweigert zu sterben.
Es wird spekuliert, dass er aus
der Feder von Dick Burnett
stammt, einem blinden Fiddler
aus Kentucky, aber das lässt
sich nicht bestätigen. Burnett,
der die Melodie unter dem Namen
„Farewell Song“ in einem
Liederbuch aus dem Jahr 1913
veröffentlichte, antwortete, als
er einst gefragt wurde, ob er
ihn tatsächlich geschrieben
habe, und sagte: „Ich glaube,
ich habe die Ballade von
jemandem bekommen... Ich weiß es
nicht. Es könnte mein Lied
sein.“ Ralph Stanley sah das
nicht so. Die Bluegrass-Legende,
der den Song gemeinsam mit
seiner Band 1951 aufnahm, war
der Meinung, dass der Song
wahrscheinlich ein oder
zweihundert Jahre älter ist als
Burnett selbst. „Als ich es zum
ersten Mal hörte, war ich ein
kleiner Junge“, erinnerte sich
Stanley in seiner Autobiografie.
„Mein Vater hatte einen Teil des
Textes, und ich hörte, wie er
ihn sang, und mein Bruder und
ich fügten noch ein paar Worte
hinzu und brachten ihn so wieder
ins Leben zurück. Ich glaube,
wenn das nicht passiert wäre,
wäre er vielleicht für immer
verschollen.“
Und heutzutage kann jeder, der
mit dem Oscar-nominierten Film
"O Brother Where Art Thou" und
seinem mehrfach mit Platin
ausgezeichneten Soundtrack
vertraut ist, ein oder zwei
Strophen mitsingen. T-Bone
Burnett, kuratierte die Musik
für die gefeierte sepiafarbene
Satire der Coen-Brüder und
machte den Song The Soggy Bottom
Boy zur großen,
aufsehenerregenden Nummer. Die
von George Clooney, George
Nelson und John Turtorro
gespielten Darsteller, die
zugebenermaßen mehr schlecht als
recht singen können, wurden in
der Nachproduktion von dem
Nashville-Songwriter Harley
Allen, dem Bluegrass-Musiker Pat
Enright und Dan Tyminksi
nachgesungen. Tyminski, den wir
eben zusammen mit Alison Kraus
an der Fiddle und der Band Union
Station gehört haben, ist
Gitarren- und Mandolinenspieler
dieser großartigen Combo. Seine
etwas rauchige, wunderbare
Bärenstimme, die von farbig
gezuckerten Harmonien der
übrigen Bandmitglieder untermalt
wird, hat genug Soul, Schärfe
und Feuer, um selbst Menschen,
die Folk vielleicht nicht so
viel abgewinnen könne,
aufhorchen zu lassen. Und in
einem Film, sprich: "O Brother
Where Art Thou", in dem Ralph
Stanley, Gillian Welch und
Alison Krauss starke
Gesangsleistungen ablieferten,
konnte Dan als die Gesangsstimme
von George Clooney meiner
Meinung nach mehr als mithalten.
Außerdem sang er den Song so,
als hätte er ihn selbst erlebt,
und zwar mit einer solchen
Überzeugung, dass er, also der
Song, es im Gewand der Soggy
Bottom Boys 2002 bis auf Platz
35 der Billboard Hot Country
Singles-Charts schaffte.
Link: The Soggy Bottom Boys - I
Am a Man of Constant Sorrow:
I
Am a Man Of Constant Sorrow
O Brother - Where Art Thou?
(2000)
|
"The whole world called me
Hank..."
Hank Williams spukt immer noch
in Nashville herum
In der Country-Musik gibt es so
gut wie nichts, was einem einen
tieferen Schauer über den Rücken
jagt als die letzte Strophe des
Songs „The Ride“, geschrieben
von Gary Gentry, J. B.
Detterline Jr. und gesungen von
David Allan Coe. Selbst wenn man
den Song schon zig Mal gehört
hat, bekommt man eine Gänsehaut
und die Haare stellen sich im
Nacken auf, wenn der
aufstrebende Country-Musiker den
Fahrer ausrufen hört: „You don't
have to call me 'Mister',
Mister... the whole world called
me Hank“.
Es ist fast wie eine
Geistererscheinung, denn man
spürt förmlich die Präsenz von
Hank Williams in dem Song. Und
das ist vielleicht kein Zufall
oder eine Fügung.
1982 hatte der Songwriter Gary
Gentry an einem Film mit dem
Titel Hank Williams Tribute -
The Man and His Music
mitgewirkt, der in der Mother
Church der Country Music, dem
Ryman Auditorium in Nashville,
aufgenommen wurde, wo Hank
Williams viele Male auftrat,
bevor er leider wegen
übermäßigen Alkoholkonsums
kurzerhand der Opry verwiesen
wurde. Manche glauben sogar,
dass der Geist von Hank Williams
immer noch im Ryman selbst
spukt.
Im Laufe der Jahre wurden im
Ryman zahlreiche Sichtungen von
Hanks Geist gemeldet, darunter
auch von einem Angestellten, der
glaubte, ihn in einem „weißen
Nebel“ materialisieren zu sehen.
Als das 135 Jahre alte Gebäude
in den 90er Jahren vor seiner
Wiedereröffnung renoviert wurde,
schwor ein Bauarbeiter
ebenfalls, Hank gesehen zu
haben. Eine andere Person
behauptete, sie habe Hanks Geist
in der Gasse zwischen dem Ryman
und Tootsie's Orchid Lounge
gesehen.
Eine der bekanntesten
Geschichten über Hanks
Anwesenheit im Ryman ereignete
sich eines Abends, als „Whispering“
Bill Anderson hinter der Bühne
seine Gitarre spielte und sich
auf den Auftritt bei der
Saturday Night Opry
vorbereitete. Nach Bills Aussage
ging kurz nachdem er ein
Lieblingslied von Hank auf
seiner Gitarre angespielt hatte,
alles im Gebäude aus,
einschließlich der Lichter, der
Tontechnik und sogar der
Notausgangsbeleuchtung, die
angeblich auf einem
Backup-System laufen sollte. Es
wurde nie eine Erklärung für
diesen Vorfall gefunden, und
Anderson beschrieb das Erlebnis
als „unheimlich“ und "sehr
prägend".
Aber keine dieser Geschichten
war die Inspiration für den Song
„The Ride“. Laut dem Songwriter
Gary Gentry hat er den Geist von
Hank Williams höchstselbst
gesehen.
Während der Arbeit an dem
Hank-Williams-Tributfilm im Jahr
1982, gegen 10 Uhr Abends,
trennten sich die Wege von
Co-Autor J.B. Detterline und
Gary Gentry nach einer
Songwriter-Session. Aber Gentry
war irgendwie unzufrieden. Er
hatte das Gefühl, dass das, was
sie bis dahin erreicht hatten,
nicht ausreichte, um Hank
Williams angemessen zu würdigen.
Er wohnte zu jener Zeit in den
Country Place Apartments, trank
viel und - so seine eigene
Aussage - „machte andere
Sachen“. An diesem Abend zündete
er einige Kerzen an und führte
eine Art Redneck-Séance durch,
um den Geist von Hank Williams
zu beschwören.
„Ich wollte ein Meisterwerk über
Hank schreiben“, erinnerte sich
Gary im Jahr 2015. „Und ich war
wütend und betrunken. Also sagte
ich: 'Hank! Warum bist du so
wichtig gewesen? Nur weil du
jung gestorben bist? Zeig dich!
Hilf mir, diesen Song zu
schreiben.“ Und tatsächlich
erschien nach diesen Worten
offenbar kein Geringerer als
Hank Williams ohne Hemd auf Gary
Gentrys Couch. Der sagte: 'Hank,
komm, wir machen eine
Spritztour. Ich will über dich
schreiben. Ich halte dich für
den größten Songwriter und
Entertainer, der je gelebt hat.'
Tja, und so entstand 'The Ride',
um 4 Uhr morgens.“ Daraufhin
rief Gary im ersten Licht der
Dämmerung J.B. Detterline an,
der gerade schlief und die
beiden vollendeten den Song
gemeinsam. David Allan Coe nahm
ihn schließlich auf, und er
wurde am 28. Februar 1983 als
Single veröffentlicht.
Und ein Riesenhit!
Doch damit ist die Story und das
Mysterium rund um "The Ride"
noch längst nicht auserzählt.
Als Gary Gentry 1983 von
Billboard über "The Ride"
interviewt wurde, sagte er: „In
diesem Song schlummert eine
geheimnisvolle Magie, die mir
jedesmal kalte Schauer über den
Rücken jagen lässt und mich zu
der Überzeugung bringt, dass es
einfach so sein sollte.“ Obwohl
Gentry in dem Billboard-Artikel
nicht erwähnt, dass er Hanks
Geist gesehen hat, erwähnt er,
dass er beim Schreiben des Songs
die Hank-Williams-Biografie zur
Hand nahm, um das Datum seines
Todes zu überprüfen, und das
Buch genau auf der Seite
aufgeschlagen hat, auf der
dieses Datum geschrieben stand.
Aber das ist immer noch nicht
alles. Kurz nachdem David Allan
Coe „The Ride“ veröffentlicht
hatte, führte Gary Gentry den
Song im Grand Ole Opry House für
eine Fernsehshow auf. Als er in
der großen Payoff-Zeile zu „the
whole called me Hank“ kam,
fielen nicht nur im Opry House,
sondern im gesamten
Opryland-Komplex Licht und Strom
aus, ähnlich wie es Bill
Anderson im Ryman Auditorium
ergangen war. Zahlreiche
Nachrichtenagenturen berichteten
damals über den Vorfall.
Hat Gary Gentry den Song „The
Ride“ wirklich gemeinsam mit dem
Geist von Hank Williams
geschrieben? Hat Hank wirklich
dafür gesorgt, dass die Lichter
im Ryman und im Opry House
ausgingen, als sein Name und
sein Andenken beschworen wurden?
Unsere Vernunft würde uns
zuflüstern „Nein“. Aber in der
Country Music geschehen manchmal
seltsame Dinge mit dem Herzen
und der Wahrnehmung... und wenn
ihr jemals diese Gänsehaut
verspürt habt, wenn ihr „The
Ride“ hört, dann wisst ihr, dass
da etwas vor sich geht, das sich
so anfühlt, als wäre nicht es
von dieser Welt.
Der Link zu "The Ride" von David
Allan Coe:
The Ride -- David Allan Coe
|
Tulsa Time - Don Williams
Kein Country-Künstler hat in den
70er und frühen 80er Jahren so
viel Staub in den Charts
aufgewirbelt wie Don Williams.
Der „Gentle Giant“ befand sich
gerade auf dem Höhepunkt dieser
unglaublichen Zeitspanne, die
ihm 17 Country-Singles auf Platz
1 einbrachte, als er und seine
Band 1978 in Tulsa ankamen, um
einen geschäftlichen Auftrag
seiner Talentagentur in der
Stadt zu erledigen. Bevor sie
abreisen konnten, zog eine
Gewitterfront auf und zwang sie,
sich in ihrem Hotel zu
verkriechen. Ein Umstand, der
bei Williams' Gitarristen Danny
Flowers zu einem Anfall von
purer Langeweile führte.
„Ich habe in Tulsa eine Menge
guter Freunde“, erinnerte sich
Flowers in einem Interview mit
Tulsa World. „Ich habe über sie
nachgedacht und wie meine
Erfahrungen dort waren, ein
bißchen in Erinnerungen
geschwelgt, und einfach
angefangen, diesen Song zu
schreiben. Ungefähr auf halber
Strecke rief ich unseren
Bassisten am Ende des Flurs an.
Er sagte: 'Neiiin, Mann, ich
habe keine Klamotten mehr am
Leib, ich liege im Bett und
schaue „Rockford“.' Ich sagte:
'OK, aber es wird ein großer Hit
werden, und du verpaßt
vielleicht das Beste davon!' Er
sagte: 'OK, wir sehen uns morgen
früh.'“
Bei der Probe am nächsten Tag
spielte Flowers seinen neuen
Song für die Band. Williams fand
sofort Gefallen daran und sagte
Flowers, dass er ihn aufnehmen
wolle. Aber dazu kam es erst,
als eine gewisse britische
Rocklegende ins Spiel kam.
Etwa einen Monat, nachdem der
Song geschrieben worden war,
begleitete Don Williams nämlich
Eric Clapton bei einer Show in
Nashville, und die Musiker
trafen sich nach der Show in
Claptons Hotelzimmer zum
lockeren Jammen. Der magisches
Moment für Danny Flowers als
Songwriter war gekommen! Er
erinnert sich: „Don, Eric und
ich saßen herum und spielten.
Don sagte: 'Spiel doch mal
diesen netten neuen Song, den du
geschrieben hast.' Also tat ich
das. Don und ich spielten die
Rhythmusgitarre und Eric spielt
dazu einen wunderschönen Slide
auf einem Dobro. Ich dachte: 'Wow,
das klingt ja großartig.'“
Clapton wollte den Song
aufnehmen, aber Williams hatte
ihn bereits reserviert. Sie
einigten sich darauf, dass sie
es beide versuchen würden, jeder
auf seine ganz eigene Art. Don
Williams' Aufnahme konzentriert
sich auf den düsteren Groove des
Songs und verleiht ihm fast ein
Muscle Shoals-Gefühl. Clapton
und seine Band, zu der damals
mehrere Musiker aus Oklahoma
gehörten, stellten die
Klavierarbeit von Dick Sims in
den Vordergrund.
Beide Männer waren mit dem
Ergebnis mehr als zufrieden. Don
landete einen weiteren
Country-Chart-Hit. Claptons
Version erschien 1978 auf seinem
Album Backless. Er bot dann 1980
eine Live-Version an, die er als
Single veröffentlichte und die
sich in die Billboard Top 30
schlich.
„Tulsa Time“ mag sich auf einen
bestimmten Ort beziehen, aber
der Song funktioniert auch als
Metapher dafür, dass manche
Leute einfach ein langsameres
Tempo der Hast und Unruhe
vorziehen, die größere Städte
von Natur aus mit sich bringen.
Es ist auch eine Warnung, dass
das Gras auf der anderen Seite
des Zauns nicht immer grüner
ist.
Klickt auf den Link unter diesem
Beitrag und lauscht Don Williams
mit DEM Signature Song einer
kleinen Großstadt irgendwo in
Oklahoma...
TULSA TIME
|
Gram Parsons und die Rückkehr
des traurigen Engels
Gram Parsons... einer der
größten Songwriter seiner Zeit,
eine der mysteriösesten Legenden
der Musikgeschichte. Obwohl
Parsons nie kommerziellen Erfolg
hatte, beeinflusste er mit
seinem Außenseiter-Ansatz in der
Country-Musik alle, von den
Rolling Stones bis zu Wilco. Er
war Alternative Country, bevor
so ein Begriff überhaupt
existierte. Ohne Parsons' Vision
wäre Uncle Tupelo wahrscheinlich
nie entstanden, oder Ryan Adams
hätte Heartbreaker nicht
aufgenommen. Außerdem zeichnete
er die Straßenkarte für Jason
Isbells herausragendes
Southeastern und viele andere.
Die Verschmelzung von
Country-Musik und Rock 'n' Roll
- von Beck bis Lucinda Williams
- begann mit einem
Harvard-Abbrecher namens Gram
Parsons.
In seinen Memoiren Life schreibt
Keith Richards, dass Parsons
"mir die Country-Musik
beigebracht hat". Parsons
erklärte Richards den
Unterschied zwischen dem rauen
Sound von Bakersfield in
Kalifornien und den sanften
Ecken und Kanten des
Nashville-Sounds. Sie teilten
eine ähnliche Einstellung zur
Musik, die Richards auch mit
John Lennon teilte.
Der 1974 posthum veröffentlichte
Song "Return of the Grievous
Angel" ist einer der wichtigsten
Songs von Parsons, und sein
früher Tod sowie die mysteriösen
Geschichten um den Diebstahl
seines Sarges und seiner
Verbrennung im Joshua Tree
National Park begründeten und
festigten seinen Mythos und sein
Vermächtnis.
Ein junger Lyriker namens Tom
Brown hatte - mit Parsons im
Hinterkopf - Anfang der 70er
eine Reihe von Texten
geschrieben, und gab sie seinem
Idol bei einer Show in Boston.In
einem davon geht es um ein
Treffen mit dem King (aka
Elvis). Der spricht davon, den
alten, einengenden Gürtel des
sogenannten Bible Belt der
Südstaaten abzuschnallen und
sich auf den Weg zu den
verlockenden, glitzernden
Lichtern einer Wüstenstadt zu
machen, womit natürlich nur Las
Vegas gemeint sein kann. Gram
Parson adaptierte und erweiterte
den Text für seinen Song "Return
of the Grievous Angel". Obwohl
Parsons musikalische Handschrift
klar erkennbar ist, hat sie
dennoch etwas Unberechenbares an
sich, das die Poesie in einen
psychedelischen Honky-Tonk über
das Unterwegssein auf der Straße
verwandelt. "Return of the
Grievous Angel" ist die
Geschichte eines Truckers über
das Sich-Selbst-Finden, über
Bestimmung.. und die Erkenntnis,
dass sämtliche Wege im Leben im
Grunde nur ein einziges Ziel
kennen: die Liebe seines Lebens.
Parsons war viel gereist und
getourt, und die
Vergänglichkeit, die seine
kleinen Straßenmeditation prägt,
passt zu seinem kurzen,
intensiven Leben.
|
Filmmusik - von 12 Uhr
Mittags bis Rawhide
Als die Herren Dimitri Tiomkin
und Ned Washington Ende der 50er
Jahre ein kleines, knapp
zweiminütiges Liedchen als
Titelsong für die
CBS-Fernsehserie Rawhide
schrieben, die von 1959 bis 1966
lief, ahnten die beiden noch
nicht, welche legendäre Fuß-
bzw. HUFnote sie damit in den
Annalen der Musikgeschichte
hinterlassen sollten. Die Serie
RAWHIDE begründete unter anderem
die Karriere von Clint Eastwood,
der zusammen mit Eric Fleming
die Rolle eines Cowboys auf
einem Viehtrieb spielte. Da die
Serie ein Westernthema hatte,
wurden der Komponist Tiomkin und
der Texter Washington gebeten,
einen Song beizusteuern, da sie
das bereits für einige berühmte
Westernfilme, darunter High Noon
und Wild Is The Wind mit großem
Erfolg gemacht hatten
(man denke nur an den berühmten
Tex-Ritter-Song... "Do not
forsake me oh my darling...").
Der Song "Rawhide" simuliert
dabei die Geräusche eines
Viehtriebs, wenn der
Rinderzüchter Anweisungen ruft,
die Herde antreibt und mit der
Peitsche knallt. Die
titelgebende Roh-Haut ist eine
Tierhaut, die nicht behandelt
und zu Leder verarbeitet wurde -
sie wird üblicherweise zur
Herstellung von Peitschen
verwendet... auch heute
noch. Der Song machte übrigens
auch die Phrase "hell bent for
leather" populär, die die
britische Heavy-Metal-Band Judas
Priest als Titel für ihr Album
von 1978 und dessen Titelsong
verwendete. Also... kleiner
Song, große Wirkung!
Hier geht es zu den Youtube
Links der Songs
DO NOT FORSAKE ME OH MY DARLING
RAWHIDE
|
Vince Gill - Go Rest High on
that Mountain
In der Country Music kommt es
nicht so häufig vor, dass ein
überaus bekannter Song von einem
Künstler im Alleingang
geschrieben wurde, obwohl es
sich dabei oft um die
persönlichsten und emotionalsten
Stücke handelt. Nun, der einzige
Song auf Vince Gills Album "When
Love Finds You" von 1995, das
der Sänger ganz allein
geschrieben hat heißt: "Go Rest
High On That Mountain", und
ja... er gehört zu seinen
bewegendsten, persönlichsten
Schöpfungen. Vince begann mit
dem Schreiben von "Go Rest High
On That Mountain" nach dem Tod
des Country-Sängers Keith
Whitley im Jahr 1989, ein Lied,
das für viele zum Standard bei
Beerdigungen und Gedenkfeiern
geworden ist. Die letzte Zeile
der ersten Strophe enthält als
Hommage an seinen guten Freund
den Titel von Whitleys größtem
Hit, "I'm No Stranger to the
Rain".
Gill beendete den Song dann
einige Jahre später nach dem Tod
seines älteren Bruders Bob im
Jahr 1993, ein Ereignis, das
Vince sehr schwer traf.
Zunächst weigerte sich Vince,
den Song offiziell aufzunehmen.
Er war einfach zu persönlich.
Aber sein Produzent Tony Brown
überredete ihn schließlich doch
dazu, indem er sagte: Vince,
weißt du... wenn Menschen am
meisten leiden, in der
schlimmsten Lage sind, in der
sie sich befinden können, dann
werden sie danach greifen. Zu
diesem Song. Sie werden ihn
hören, weil sie ihn brauchen.
Und das bedeutet mir viel mehr,
als eine Platzierung in den
Charts.
Tony Brown, der wegen seines
unglaublichen Erfolgs als
Produzent manchmal auch "The
King of Nashville" genannt wird,
glaubte an die Kraft des Songs.
Er wäre zwar vielleicht nur in
einem zufälligen Moment
entstanden, aber vielleicht
gerade deswegen würde er seine
tiefe Wirkung entfalten. Nachdem
sie den Song geschnitten hatten,
schlug Vince vor, dass Patty
Loveless und Ricky Skaggs im
Background darauf singen
sollten. Ricky Skaggs war
ursprünglich als Teenager
bekannt geworden, als er mit
Keith Whitley in Dr. Ralph
Stanleys Band Bluegrass spielte.
Beide, Patty und Ricky, sagten
sehr gern zu und sind somit auf
dem finalen Song zu hören. Es
wurde einer der Songs von Vince,
den die Menschen am meisten in
ihr Herz schlossen.
Unvergessen bleibt der Auftritt
von ihm und Patty Loveless auf
der Beerdigung von
Countrylegende George Jones, mit
dem Vince eine sehr tiefe
Freundschaft verband. Ein
unglaublich bewegender Auftritt,
bei dem Vince mitten im Song auf
einmal von seinen Gefühlen
übermannt den Gesang abbrechen
muss und Patty sofort auf ihre
unvergleichlich rührende Art für
ihn übernimmt... und dadurch
wahre Größe beweist.
"Go Rest High on That Mountain"
wurde bei den CMA Awards 1996
zum Song des Jahres gekürt und
gewann zwei Grammy Awards,
darunter für den besten
Country-Song. Aber das
Wichtigste ist und bleibt, dass
genau da eingetreten ist, was
Tony Brown bei den Aufnahmen des
Songs vorausgesagt hat.... die
Menschen greifen immer wieder
nach ihm, brauchen ihn und
lassen ihn in sich hinein, weil
er ihnen in schweren Zeiten ein
wenig von der Last der Trauer
vom Herzen nimmt.
Hier geht es zu den Youtube
Link des Songs
GO REST HIGH ON THAT MOUNTAIN
|
Johnny Cash - I Walk the Line
Wir schreiben das Jahr 1956. Die
Band von Johnny Cash heißt
"Tennessee Two". Die Two, das
sind Luther Perkins und Marshall
Grant – und die beiden Musiker
spielen Gitarre und Bass. Kein
Schlagzeug. Und Johnny ist
unzufrieden. Sein neues Lied
klingt irgendwie lahm. Da zieht
er einen Dollarschein aus der
Tasche und klemmt ihn zwischen
die Gitarrensaiten. Das macht
einen guten Rhythmus! Und einen
unverwechselbaren Sound. Und mit
diesem Rhythmus beginnt das
Lied, das Johnny Cash berühmt
gemacht hat.
"I Walk the Line" – "Ich gehe
die Linie entlang", kann man die
Zeile sinngemäß übersetzen.
Dabei geht es aber nicht um die
polizeiliche Feststellung, ob
ein Autofahrer alkoholisiert ist
oder nicht. "I walk the line"
heißt: ich bleibe in der Spur –
ich halte die Augen offen – ich
benehme mich anständig.
Johnny Cash hatte in seinem
Leben große Probleme in der Spur
zu bleiben. Bevor er auf Tour
ging, versprach er seiner ersten
Frau Vivian: Ich werde keinen
Alkohol trinken und ich werde
mich von den Damen fernhalten.
"Ich bleib anständig – I walk
the line". Aber das Versprechen
darin hat er nicht gehalten. Auf
Tour zu sein hieß für ihn:
Konzerte, Alkohol, Partys und
Frauen. Johnny Cash konnte
keinem Angebot widerstehen.
1967 verließ Johnny seine
Familie und heiratete später die
Sängerin June Carter. Erst bei
ihr kam er zur Ruhe und blieb
dann auch irgendwann endgültig
in der Spur. Und "I Walk the
Line" sollte eines seiner
größten und unvergesslichsten
Songs werden... ein Meilenstein
der Countrymusik.
Aber nur echt mit dem
Dollarschein zwischen den
Gitarrensaiten!
|
Glen Campell - Rhinestone Cowboy
Glen Campbell bezeichnete
"Rhinestone Cowboy", die
Geschichte eines Jungen vom
Lande, der versucht, in der
Großstadt Fuß zu fassen, als
seinen "Philosophie-Song". Es
war die meistverkaufte Single
seiner Plattenkarriere und
stellte seine anderen Klassiker
wie "By The Time I Get To
Phoenix" von 1968 und "Wichita
Lineman" und "Galveston" von
1969 weit in den Schatten.
"Rhinestone Cowboy" wurde von
Larry Weiss geschrieben, einem
Songwriter aus Los Angeles, der
1971 aus New York weggezogen
war. Weiss war ein ehemaliger
Broadway-Darsteller, und der
Song wurde im Geiste von ihm und
Freunden wie Neil Diamond und
Tony Orlando komponiert, die im
Big Apple erfolgreich wurden. Er
verband die Hoffnung und
Frustration auf dem Weg zum Ruhm
mit dem Bild eines "Rhinestone
Cowboys", zwei Worte, die Larry
einmal in einem Gespräch gehört
hatte. Er stellte fest, dass
"Rhinestone Cowboy" ein
möglicher Titel für einen Hit
sein könnte, und er verwebte
seine Komposition um die
Zusammenfassung aller
Cowboy-Filmhelden seiner
Kindheit, insbesondere Hopalong
Cassidy.
Weiss nahm "Rhinestone Cowboy"
für sein eigenes "Black and Blue
Suite"-Album für 20th Century
Records auf, da er sich einen
Erfolg als Plattenkünstler
erhoffte. Stattdessen wurde der
Titel nur sporadisch im Radio
gespielt. Glücklicherweise
erreichte eines dieser "Stücke"
die Ohren von Glen Campbell.
Glen hörte Larrys Version von
"Rhinestone Cowboy" auf KNX
Radio in Los Angeles und erwarb
eine Kopie des Songs, um ihn auf
seine Australien-Tournee 74
mitzunehmen. Um die Zeit
zwischen den Auftritten zu
überbrücken, fuhr Campbell durch
das Outback zwischen Sydney und
Brisbane, schaute sich die
einzigartige Landschaft an und
hörte "Rhinestone Cowboy" auf
dem Kassettenspieler seines
Autos.
Als Campbell aus Australien
zurückkehrte und bei Capitol
Records vorbeischaute, sagte Al
Coury, der wichtigste
Song-Promoter des Labels, zu
Glen, dass er einen Song für ihn
gefunden habe, der ein
Riiiiiesenhit werden könnte. Er
begann "Rhinestone Cowboy" zu
spielen. Campbell lachte laut
und erzählte Coury, dass er den
Song bereits entdeckt und
auswendig gelernt habe und
bereit sei, ihn sofort
aufzunehmen.
"Rhinestone Cowboy" schoss am
23. August 1975 auf Platz 1 der
Billboard Country-Singles-Charts
und hielt sich drei Wochen lang
an der Spitze. Etwa zur
gleichen Zeit erreichte der Song
die Spitze der Billboard Hot 100
Pop-Charts und hielt sich dort
zwei Wochen lang. Bis Ende 1975
verkaufte sich die Platte über
zwei Millionen Mal und war damit
die meistverkaufte
Country-Single des gesamten
Jahres in den Billboard-Charts.
"Rhinestone Cowboy" wurde von
der Academy of Country Music zur
Single des Jahres und zum Song
des Jahres gekürt und erhielt
die Trophäe für den Song des
Jahres von der Country Music
Association.
|
Kris Kristofferson - Sunday
Morning Coming Down
1969 fegte der inzwischen
legendäre Songwriter Kris
Kristofferson die Böden in den
Büros von Columbia Records in
Nashville.
Jeder, der Kristoffersons
Hintergrund kannte, hätte über
seine neue Rolle sehr gewundert.
Er war ein Oxford-Absolvent, ein
Rhodes-Stipendiat, ein
ehemaliger Hauptmann in der
Armee und ein Hubschrauberpilot.
Trotz seines beeindruckenden
Lebenslaufs wollte Kristofferson
nichts anderes, als Songwriter
zu werden, und er tat alles, um
dies zu erreichen. Sein Job als
Hausmeister an der Columbia
University war ein weiterer
Schritt auf dem Weg zu diesem
Ziel. Er sah Bob Dylan bei der
Aufnahme von Blonde on Blonde
zu, brachte aber nie den Mut
auf, ihn anzusprechen. Er traf
jedoch ein anderes seiner Idole:
Johnny Cash.
Kristofferson beobachtete Cash
auf den Fluren und durch die
Glasfenster, wenn er Aufnahmen
machte. Sie trafen sich ein paar
Mal im Vorbeigehen, aber Cash
kannte ihn nur als den Burschen,
der den Besen durch die Flure
schob. Zu diesem Zeitpunkt war
Kristofferson bereits ein
produktiver Songschreiber. Er
wollte Cash unbedingt Kassetten
mit seinen Liedern geben, wusste
aber, dass er gefeuert werden
würde, wenn seine Arbeitgeber
ihn dabei erwischten. Also
versuchte er einen anderen Weg.
Er freundete sich mit Johnnys
Frau, June Carter, an. June
mochte Kristofferson und
schmuggelte oft Demokassetten
mit seinen Liedern in ihre
Handtasche, um sie Johnny mit
nach Hause zu bringen. Nachts
spielte sie ihm die Bänder in
ihrem Schlafzimmer oberhalb des
Old Hickory Lake in Tennessee
vor... ohne jedoch sein
Interesse wirklich zu wecken.
Zu dieser Zeit lebte
Kristofferson mit einem schmalen
Budget in einer
heruntergekommenen Wohnung in
Nashville. Seine Eltern waren
wütend darüber, dass er diesen
Weg eingeschlagen hatte, und
verleugneten ihn schließlich, um
die Beziehung zu ihm nie wieder
zu kitten. Man kann sich
vorstellen, wie einsam er sich
zu diesem Zeitpunkt gefühlt
haben muss. Er lief durch die
Straßen von Nashville, jung und
pleite, dachte über das Leben
nach und beobachtete die Welt um
ihn herum. Was sollte er machen?
Wohin sollte das alles führen?
Wie passte er in diesen Ort, von
dem er so verzweifelt versuchte,
ein Teil zu sein? Diese Fragen
und Erfahrungen bildeten die
Grundlage für "Sunday Morning
Coming Down".
Er spürte sofort, dass dies ein
toller Song war, und so griff er
zu einer drastischeren Methode,
ihn seinem Idol zukommen zu
lassen.
Zu dieser Zeit arbeitete
Kristofferson nebenbei als
Hubschrauberpilot bei der Army
Reserve. Bei einem
Routine-Trainingsflug kam er
(natürlich ganz zufällig ;) )
von seinem Kurs ab und steuerte
Cashs Haus am Old Hickory Lake
an. Nachdem er mit dem
Hubschrauber auf Cashs Rasen
gelandet war, ging er mit großen
Schritten auf das Haus zu. Cash
sagte, er habe die Landung des
Hubschraubers gehört, sei
hinausgegangen und erblickte
einen jungen Kerl, der mit
schnellen Schritten auf ihn
zukam. Mit einer Kassette in der
Hand. Cash blieb verblüfft
stehen. Kris ergriff seine Hand,
legte die Kassette hinein,
grinste, stieg wieder in den
Hubschrauber und war kurze Zeit
später erneut über den Wolken
verschwunden. Cash blickte auf
die Kassette in seiner Hand. Sie
war mit "Sunday Morning Coming
Down" und "Me And Bobby McGee"
betitelt.
Dieser Lausbubenstreich reichte
aus, um endgültig Cashs
Aufmerksamkeit zu erregen. Am
folgenden Donnerstag zeichnete
der Man in Black seine
wöchentliche Fernsehsendung "The
Johnny Cash Show" im ehrwürdigen
Ryman Auditorium auf. "Hier ist
ein Lied, das von Kris
Kristofferson geschrieben
wurde", sagte er zu den
Zuschauern im Fernsehen.
"Vergessen Sie diesen Namen
nicht." Und dann begann er zu
spielen.
Die Live-Aufnahme des Songs
sollte bald darauf für 2 Wochen
die Nummer 1 der Country Charts
werden. Tja, und der Rest ist
Geschichte.
(Country-) Musikgeschichte.
|
|
|
|
|
|
|
|